Was ist Linux und wo liegt der Unterschied zu Android
Das von Smartphones und Tablets bekannte Android basiert auf einem eigens von Google angepassten Linuxkernel. Allerdings ist das System konzeptionell unterschiedlich. Es nutzt z.B eine andere C-Library (Bionic) und die meisten seiner Apps basieren auf eine spezielle Java Laufzeitumgebung namens ART (Android Runtime). Wegen dieser Unterschiede ist es strittig Android als klassische Linux-Distribution anzusehen.
Die wirklich wahren Vorteile von Linux lassen sich auf den Oberbegriff der Freiheit reduzieren. Aber was bedeutet das im Einzelnen genau?
Frei konfigurierbar
Linux lässt sich transparent bis ins letzte Detail konfigurieren und somit exakt auf die Wünsche des Kunden anpassen. Das hat einige Vorteile hinsichtlich Sicherheit, Stabilität und Ressourcenverbrauch:
Kein Fenstermanager notwendig
Es lässt sich ein extrem ressourcenschonendes System ohne Fenstermanager zusammenstellen. D.h. Ihre eingesetzte Abspielsoftware fungiert gleichzeitig als Benutzeroberfläche. Sie brauchen während des Betriebes vom Betriebsystem keine Dialoge, Fehlermeldungen oder Installationshinweise zu befürchten. 2008 habe ich in einem Unternehmen gearbeitet, welches u.a. einen Digital Signage-Player auf Windows XP Basis vertrieb. Eine der eher lästigen Aufgaben war es Skripte zu schreiben, um Windowsmeldungen zu unterdrücken. Unsere Kunden waren nämlich überhaupt nicht begeistert, wenn auf ihren tastatur- und mauslosen Displays während der Öffnungszeiten Dialoge aufpoppten. Unter Linux lassen sich solche Benachrichtigungen still in die Logs umleiten.
Einfachere Überwachung und Fehleranalyse
Wie im letzten Absatz angesprochen, lässt sich quasi jede Benachrichtigung in Log-Dateien umleiten. Mit einer schnell zu erlernenden Skriptsprache ist es möglich den Zustand des Systems (Speicher, CPU) zu überwachen und regelmäßig an einen oder mehrere Empfänger zu versenden. Viele kleine Hilfsprogramme sind von Haus aus dabei und arbeiten gemäß der Unix-Philosophie. D.h. sie erledigen perfekt nur die eine Aufgabe für die sie erschaffen wurden. Darüber hinaus sind diese darauf ausgelegt miteinander zu kooperieren und lassen sich hervorragend kombinieren. Es muss also in der Regel keine extra Software gekauft oder programmiert werden. Im Fehlerfall braucht ein Techniker keine VNC, Remotedesktop oder Teamviewer. Er kann das Gerät aus der Ferne effizient per Textkonsole analysieren und reparieren. Natürlich geht das auch mit einer grafischen Oberfläche.
Kein „rooten“ notwendig
Um z.B. Android Medienplayer als interaktives Kiosksystem zu betreiben, müssen diese gerootet werden. Root ist in unixoiden Betriebsystemen der Administrator des System. Nur mit dessen Rechten kann z.B. die typische Android-Statusleiste entfernt werden. Diese sieht in einem Kiosksystem nicht nur unprofessionell aus, sondern birgt auch die Gefahr des Missbrauches. Über die Statusleiste kann es nämlich dem Benutzer gelingen aus dem Kioskprogramm auszusteigen und auf die normale Android Benutzeroberfläche zu gelangen. Um das Szenario zu verhindern sind also zusätzliche Konfigurationen sowie eine App notwendig, welche die Statusleiste verschwinden lässt. Z.B. diese hier. Bei einem Digital Signage Linux Player wäre dieser Aufwand nicht nötig.
Nicht benötigte Dienste können abgeschaltet werden
Sie und ihre Kundenanforderungen entscheiden welche Services laufen müssen und nicht der Betriebssystemhersteller. Das spart Ressourcen, erhöht die Stabilität und die Sicherheit. Jede zusätzliche Komponente und jeder Dienst steigert die Komplexität eines Systems. Zusätzliche Dienste können Fehler haben und im ungünstigsten Fall zu einem Einfallstor für Viren oder Trojaner werden. Je weniger auf ihrem Gerät läuft umso besser.
Investitionssicherheit
Die Quelltexte von Linux stehen unter einer freien Lizenz. In der Regel ist das die GPL. Das bedeutet, dass die Quelltexte, sofern gewünscht, jederzeit verändert und angepasst werden können. Also sind Sie nicht abhängig von einem Hersteller (Vendor-Lock). Der kann nämlich seine Preise neu festsetzen oder im schlimmsten Fall den Support für sein Produkt einstellen. Sie haben dann unter Umständen eine Menge Probleme. Mit Linux können Sie einen Dienstleister mit entsprechendem Knowhow frei wählen, austauschen oder sich selbst kümmern.
Keine Lizenzgebühren
Den Punkt möchte ich nur der Vollständigkeit halber ansprechen, weil ich persönlich diese Argumentation nicht mag. Natürlich implizieren freie Quelltexte, dass keine Lizenzgebühren existieren. Das dadurch eingesparte Geld kann selbstverständlich einen relevanten Faktor darstellen. Allerdings sollte aus meiner Sicht im professionellen Umfeld jedem bewusst sein, dass eine Supportdienstleistung immer mit Kosten verbunden ist. Besonders Software im Internet ist kontinuierlich pflege- und wartungsbedürftig. Gefundene Fehler und Sicherheitslecks müssen ausgemerzt werden. Mit durch Offenheit gewährte Freiheit lassen sich viele Abhängigkeiten reduzieren. Das ist aus meiner Sicht der entscheidende Vorteil von Linux und freier Software. Die kostenlose Verfügbarkeit ist ein Nebeneffekt.
Fazit zu Digital Signage Linux Medienplayer
Mit Linux lassen sich effiziente Digital Signage Geräte entwickeln, welche genau auf ein Anforderungsprofil zugeschnitten sind. Darüber hinaus lassen sie sich gut überwachen und administrieren. Allerdings hat diese Freiheit ihren Preis. Es ist nämlich nicht einfach Geräte auf dem Markt zu finden, welche Linux vollständig unterstützen.
In den nächsten Tagen wird der zweite Teil dieses Artikels erscheinen. Dort werden die typischen Probleme bei der Evaluierung von günstigen Digital Signage Linux Playern aufgezeigt. Kontakten Sie mich, wenn Sie Anmerkungen oder Fragen haben.
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